PTBS-Assistenzhund

PTBS-Assistenzhunde sind weder normale Hunde noch Therapiehunde. PTBS-Assistenzhunde zählen wie LPF-Assistenzhunde, Blindenführhunde und Diabetikerwarnhunde zu den Assistenzhunden. PTBS-Assistenzhunde werden speziell für die Einschränkungen einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung ausgebildet. Hierzu zählt ebenfalls das gesamte Spektrum der dissoziativen Störungen. PTBS-Assistenzhunde geben Hoffnung auf eine Zukunft! Sie werden speziell für ihre Arbeit ausgewählt und über 18 bis 24 Monate ausgebildet, um Aufgaben auszuführen, die aktiv das Leben mit der posttraumatischen Belastungsstörung erleichtern. Sie tragen dazu bei, die Einschränkungen im Alltag zu mindern und wieder ein lebenswertes Leben zu ermöglichen.

PTBS-Assistenzhunde werden in den USA bereits seit 1998 durch Betroffene vereinzelt selber ausgebildet, allerdings erst in den letzten Jahren auch durch Organisationen. Das Deutsche Assistenzhunde-Zentrum bildet als 1. Organisation in Europa seit 2008 in Deutschland PTBS-Assistenzhunde aus. PTBS-Assistenzhunde werden für Erwachsene ab 16 Jahren ausgebildet, sowohl in Fremdausbildung, als auch in Selbstausbildung.

Wenn Sie wochenlang Ihre Wohnung aus Angst nicht verlassen, hilft der PTBS-Assistenzhund Ihnen, draußen Sicherheit zu geben und andere Menschen auf Abstand zu halten. Kennen Sie das Gefühl, dass Sie im Supermarkt stehen und eine lähmende Panik Sie überkommt? Sie möchten am liebsten weglaufen, wissen aber plötzlich nicht mehr wie oder wohin? Der PTBS-Assistenzhund hat gelernt, Sie zum Ausgang oder an einen ruhigen Ort zu führen, bis es Ihnen besser geht. Ihr Alltag ist bestimmt durch Flashbacks, Dissoziationen und Albträume? Der PTBS-Assistenzhund hilft Ihnen, diese zu unterbrechen und Sie zu trösten.

Mit einem PTBS-Assistenzhund sind Sie niemals mehr alleine. Er begleitet Sie 24 Stunden, sieben Tage die Woche und freut sich immer, an Ihrer Seite sein zu dürfen, egal ob Sie einen guten oder schlechten Tag haben.

PTBS-Assistenzhunde

Begleiten Sie Assistenzhundetrainerin Petra Köhler in diesem Bericht. Schauen Sie dem PTBS-Assistenzhund-Team Nadine und Ella beim Training zu.

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Fernsehlehrredaktion 2019/20 - Master Journalismus
Beitrag: Judith Bräuniger, Eva-Maria Ermsich

Aufgaben eines PTBS-Assistenzhundes

Ein PTBS-Assistenzhund wird individuell auf die Anforderungen und Einschränkungen für jeden Betroffenen ausgebildet. PTBS-Assistenzhunde lernen sowohl äußerliche Aufgaben, die für andere sichtbar sind, als auch verarbeitende Aufgaben, die für Außenstehende nicht sichtbar sind. Zu den verarbeitenden Aufgaben gehört das kognitive Verhalten. Das kognitive Verhalten verbindet die Techniken, die Betroffene in der Psychotherapie gelernt haben, mit den Kommandos des Hundes, die veranlassen bestimmtes Verhalten oder Gedankenmuster zu hinterfragen.

Weiterhin gehört zu den verarbeitenden Aufgaben das natürliche Verhalten des Hundes. Das natürliche Verhalten des Hundes wird genutzt und gefördert. Ein Beispiel hierfür ist der Realitätscheck, in dem der Hund anzeigt, ob sich wirklich jemand im Raum befindet, wenn der Betroffene davor Angst hat: Ist dort niemand, bleibt der Hund ruhig. Ist dort jemand, wird der Hund neugierig hinschauen oder denjenigen begrüßen.

Ebenfalls zu den verarbeitenden Aufgaben zählt das regulierende Verhalten des Hundes. Das regulierende Verhalten nutzt der Hund, um seinen Menschen mit einem Kommando auf ein bestimmtes Verhalten aufmerksam zu machen. Der Betroffene handelt daraufhin mit den in der Psychotherapie erlernten Techniken. Zeigt der Hund einen Flashback an, wendet der Partner die zuvor in der Psychotherapie erlernten Methoden zur Kontrolle von Flashbacks an.

PTBS-Assistenzhunde lernen Sicherheit beim Öffnen von Türen zu geben, indem sie sich mit dem Blick nach hinten setzen, Distanz zu Fremden zu schaffen, auf Kommando zu bellen als Abschreckung, Licht in dunklen Räumen anzuschalten, Räume auf Einbrecher zu durchsuchen, an die Medikamente zu erinnern und zur Einnahme auffordern. Außerdem kann der PTBS-Assistenzhund lernen das Handy zu bringen, um in einer Krise Unterstützung anrufen zu können.

Bei einer dissoziativen Fugue kann der PTBS-Assistenzhund lernen nach Hause oder zum Auto zu bringen. In Panikattacken und Dissoziationen kann der Assistenzhund im Geschäft zum Ausgang führen oder zu einer sicheren Sitzgelegenheit. Bei Bedarf kann der Assistenzhund lernen Flashbacks und Dissoziationen zu unterbrechen, bei Alpträumen Licht einzuschalten und durch seine Nähe bei Panik oder Flashbacks zu beruhigen. Er kann lernen Verkäufern oder medizinischem Personal bei Dissoziation auf Kommando zu folgen, durch Menschenmengen zu führen und an Ecken vor zu gehen.

Ausgebildete PTBS-Assistenzhunde tragen in der Öffentlichkeit eine Assistenzhundweste auf der allerdings "nur" Assistenzhund steht und nicht die Art der Erkrankung. Dennoch sollten Sie sich bewusst sein, wenn Sie einen PTBS-Assistenzhund möchten, dass durch einen Assistenzhund in der Öffentlichkeit sichtbar sein wird, dass Sie eine Erkrankung haben, wenn auch nicht welche.

Wissenschaftliche Studien zu PTBS-Assistenzhunden

Von 2010-2012 hat das Deutsche Assistenzhunde-Zentrum eine Studie durchgeführt über den Nutzen von PTBS-Assistenzhunden. Im Rahmen der Studie wurden 15 Halter von PTBS-Assistenzhunden befragt. Alle Halter gaben an, dass sich die Lebensqualität durch den PTBS-Assistenzhund verbessert hat. Vier der Studienteilnehmer haben vor dem PTBS-Assistenzhund seit einigen Monaten bis zu zwei Jahren die Wohnung nicht mehr verlassen und gaben an, durch den Assistenzhund wieder täglich nach draußen zu gehen und auch wieder einkaufen gehen zu können. Bei allen Betroffenen verringerten sich die Angstzustände, Dissoziationen und Flashbacks.

Voraussetzungen für einen PTBS-Assistenzhund

  • Sie leiden unter einer komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung und haben bereits eine Psychotherapie absolviert oder befinden sich aktuell in psychotherapeutischer Behandlung. Durch die PTBS sind Sie im Alltag in mehreren Bereichen stark eingeschränkt.
  • Sie verfügen über ein Unterstützernetzwerk, so dass auch in einer Krise die Versorgung des Hundes gewährleistet wäre.