STANDARDS

 

Das Deutsche Assistenzhunde-Zentrum T.A.R.S.Q.® möchte, dass Sie qualifiziert ausgebildete Assistenzhunde bekommen, die am Ende ihrer Ausbildung die staatliche Assistenzhund-Prüfung mit fliegenden Fahnen bestehen. Dies ist nur möglich, wenn Ihr Hund von Anfang an gezielte Standards lernt. Dabei lernt der Hund, wie er sich in der Öffentlichkeit und in verschiedenen Situationen angemessen verhalten soll.

Bis vor 15 Jahren gab es praktisch keine Selbstausbildungen. Das heißt, Assistenzhunde wurden zu der Zeit immer von professionellen Trainern, meist in großen Assistenzhundeorganisationen ausgebildet. Damals konnten Assistenzhunde relativ einfach an ihrem vorbildlichen Verhalten erkannt werden. Es gab nur wenige Organisationen, die Assistenzhunde ausbildeten und diese achteten darauf, dass ihre Hunde sich in der Öffentlichkeit angemessen verhalten, damit ihnen Zutrittsrechte gewährt werden. Daher stammt noch das typische Bild eines Assistenzhundes, der einen Rollstuhlfahrer begleitet, sich von nichts ablenken lässt und sich nur auf seine Arbeit konzentriert.

Assistenzhunde waren dafür bekannt, besonders gut ausgebildet und diszipliniert zu sein. Dieses Bild eines Assistenzhundes trug maßgeblich dazu bei, dass Geschäfte und andere öffentliche Orte Assistenzhunde Sonderrechte gewährten.

Hierbei sollten Assistenzhunde nicht nur keinerlei Aggressionen zeigen, immer freundlich sein und durch eine Weste oder Kenndecke in der Öffentlichkeit gekennzeichnet sein, sondern auch bestimmtes Verhalten zeigen, wenn sie im Dienst sind.

Weltweit haben sich die folgenden Standards für Assistenzhunde etabliert, damit diese auch in Selbstausbildung weiterhin dem Bild eines vorbildlichen Assistenzhundes, der Zutritt erhält, entsprechen. In einigen Ländern sind diese Standards in den Gesetzen verankert. Das deutsche Gesetz zu Assistenzhunden schreibt im BGG, dass sich Assistenzhunde zu keiner Zeit ablenken lassen dürfen. All diese Standards tragen dazu bei, dass Ihr Hund lernt sich diesem Gesetz angemessen zu verhalten.

Das Einhalten von Standards war uns schon immer wichtig. Schließlich steht das „S“ in T.A.R.S.Q.® für „Standards“.

Ein guter Assistenzhund ist derjenige, von dem die Menschen hinterher sagen: „Ich habe gar nicht gemerkt, dass hier im Geschäft ein Hund war.“



Assistenzhund Rollstuhl

Deshalb lernen alle Assistenzhunde der kooperierenden Assistenzhundetrainer in unserem Verband, gleich ob in Fremd- oder Selbstausbildung, mindestens die folgenden Standards:

 

1.                  Kontrolle: Der Assistenzhund sollte zu 90 % auf jedes Kommando bei der ersten Aufforderung reagieren sowohl an der Leine, als ohne Leine. Hierzu gehören die Grundkommandos und die erlernten Aufgaben.

2.                  Sich nicht unangemessen lösen in der Öffentlichkeit: Ein Assistenzhund sollte sich in der Öffentlichkeit im Dienst nur auf Kommando und möglichst auf Grünflächen lösen. Rüden dürfen ihr Bein auch nicht an Zäunen, Laternen oder Häuserwänden heben.

3.                  Nicht schnüffeln: Im Dienst in der Öffentlichkeit dürfen Assistenzhunde nicht an anderen Menschen, Tüten, Ware im Geschäft, Regalen, Schaltern, Laternen, Zäunen, Gras, Büschen, Bäumen oder dem Boden schnüffeln. In der Freizeit und bei Spaziergängen sollte jeder Assistenzhund selbstverständlich so viel schnüffeln dürfen, wie er möchte, als Ausgleich.

4.                  Im Freilauf in der Nähe bleiben: Ein Assistenzhund sollte immer in der Nähe und kontrollierbar bleiben, so sollte er sich im Freilauf nicht weiter als zehn Meter von seinem Partner entfernen und auf Gehwegen bleiben.

5.                  Lockere Leine: Wenn eine Aufgabe z. B. bei PTBS-Assistenzhunden, nicht das Gegenteil erfordert, sollte der Assistenzhund stets an lockerer Leine gehen und nicht ziehen.

6.                  Ablenkungen ignorieren: Arbeitet der Assistenzhund, z. B. wenn er in ein Geschäft mitgenommen wird, soll er sich auf seinen Partner konzentrieren, andere Kunden, Verkäufer oder Menschen, die versuchen ihn zu locken, pfeifen oder schnalzen, ignorieren. Auch fliegende Blätter, Bälle, spielende oder rennende Kinder muss er ignorieren.

7.                  Essbares ignorieren: In der Öffentlichkeit begegnet der Assistenzhund häufig Essbarem auf dem Boden oder der Straße. Egal, ob ein Stück Wurstbrötchen auf dem Fußweg vor dem Bahnhof liegt oder der Tischnachbar im Restaurant aus Versehen etwas fallen lässt, der Assistenzhund muss dies ignorieren.

8.                  Gelassenheit: Akustische und optische Reize und fremde Gerüche sind vom Assistenzhund zu tolerieren.

9.                  Nicht betteln: Egal ob im Supermarkt an der Wursttheke, beim Vorbeigehen auf dem Fußweg oder beim Anstehen in der Schlange an der Kasse. Der Assistenzhund sollte weder bei seinem Partner, noch bei anderen Menschen um Streicheleinheiten, Aufmerksamkeit, Leckerlis oder Futter betteln.

10.              Angeleint: Wenn der Assistenzhund öffentliche Orte betritt, sollte er immer angeleint sein.

11.              Bus, Bahn, Fahrstuhl: Jeder Assistenzhunde sollte ohne Angst Fahrstuhl fahren und sich während der Fahrt angemessen verhalten. Dazu gehört, dass er kontrolliert und nur auf Kommando ein- und aussteigt, andere Fahrgäste nicht belästigt und nicht an Mitfahrenden schnüffelt.

12.              Treppen: Beim Steigen von Treppen sollten Assistenzhunde im Gleichschritt mit ihrem Partner auf- und absteigen und weder vorziehen noch hinten zurückbleiben.

13.              Sitzgelegenheiten: Im Dienst darf der Assistenzhund ausschließlich vor oder neben Stühlen, Bänken oder Sitzen liegen und nicht auf ihnen liegen oder sitzen.

14.              Untergründe: Über jeden Untergrund der ihm im Dienst begegnet, selbst spiegelnde oder glatte Fliesen, sollte der Assistenzhund bereitwillig gehen.

15.              Auto: Aus- und Einstieg sollte immer kontrolliert und nur auf Kommando erfolgen.

16.              Öffentliche Toiletten: In der Öffentlichkeit sollte der Assistenzhund mit auf die Toilette genommen werden können und sich dort ruhig verhalten. Insbesondere sollte er nicht versuchen in der Kabine unter der Wand durchzuschauen, wegzulaufen oder Lautäußerungen von sich geben. Während des Händewaschens sollte er im Sitz- oder Platz-Bleib verharren, bis der Partner die Leine wieder aufnimmt.

17.              Ignorieren: Begegnen dem Assistenzhund im Dienst andere Hunde oder Menschen darf er nicht zu ihnen ziehen, sondern muss an lockerer Leine vorbeigehen und sie ignorieren. Auf Kommando, wenn der Partner dies wünscht, dürfen einzelne Hunde oder Menschen begrüßt werden.

18.              Türen: In der Öffentlichkeit darf der Assistenzhund nicht durch Türen stürmen, sondern muss sie kontrolliert auf Kommando passieren.

19.              Gebäude: Der Assistenzhund sollte stets bei seinem Partner sein und jedes Gebäude zusammen mit diesem betreten und verlassen.

20.              Restaurant: Im Restaurant sollte sich der Assistenzhund ruhig verhalten und sich entweder unter den Tisch oder neben seinen Partner in Platz-Bleib legen. Seinen Kopf oder seine Pfoten darf er nicht auf den Tisch legen. Fallen Krümel oder Essbares herunter, darf es nicht aufnehmen, sondern muss es ignorieren.

21.              Flugzeug: Im Flugzeug sollte der Assistenzhund nicht auffallen, keine Lautäußerungen von sich geben, in der Kabine keine Wege verstellen und keinen Fußraum oder Sitz von anderen Passagieren einnehmen.

22.              Starke Ablenkung: Selbst an hektischen, belebten und lauten Orten, wo starke Ablenkung herrscht, muss der Assistenzhund arbeiten können und Kommandos ausführen.

23.              Unvorhergesehene Situationen: Zu jeder Zeit muss der Assistenzhund freundlich und kontrollierbar blieben und Kommandos einhalten. Im Alltag können für den Assistenzhund immer mal unvorhergesehene Situationen auftreten, weshalb Aggressionslosigkeit als Wesensmerkmal (durch den Eignungstest feststellbar) so entscheidend ist. Ist der Assistenzhund mit seinem Partner in einem Café, kann es passieren, dass plötzlich ein fremdes Kleinkind auf den Hund zugelaufen kommt und ihn streichelt, ohne vorher den Assistenzhundepartner zu fragen. Dabei sollte der Assistenzhund das Streicheln passiv tolerieren und freundlich bleiben. Oder der Assistenzhund wurde von seinem Partner ins Platz-Bleib gelegt, während sich dieser neben ihm im Regal etwas anschaut. Unerwartet steigt aus Versehen ein Fremder über den Hund. Der Assistenzhund sollte keine Panik bekommen, sondern ruhig in seinem Kommando verharren.